Wenn ich an Weihnachten denke
Wenn ich an Weihnachten denke, erinnere ich mich an die Traditionen, mit denen ich in meinem Heimatland aufgewachsen bin. In Lateinamerika sind der Dezember und das Jahresende mit großen traditionellen Festen verbunden, von denen einige auch fast überall sonst auf der Welt gefeiert werden, andere aber sehr mit der Kultur und Geschichte meines Landes zusammenhängen.
Der letzte Monat des Jahres steht im Zeichen von Festen und Freude, Familientradition und Religiosität. Überall im Land finden große und farbenfrohe Umzüge statt. Eine beliebte Figur ist das Schießpulver, das in den handgefertigten Raketen und Bomben verwendet wird, welche die ausgelassenen Feiern mit Explosionen begleiten. Für mich hatten diese Feste eine große Bedeutung und gehörten zu meinen Lieblingsveranstaltungen. Ich liebte den Lärm, den Austausch mit den Nachbarn, mit der Familie, mit allen, die vor meinem Haus vorbeikamen.
Mein erstes Weihnachten in Europa war in Deutschland. Alles war ganz anders, ruhiger, auch vertraut, aber nicht laut. Die Familie, nur der Kern der Familie, nicht wie ich es gewohnt war mit allen Mitgliedern der Familie zusammenzukommen.
Der Austausch von Geschenken war auch etwas Besonderes, in meiner Familie war das nicht üblich. Die Kälte, der Schnee und das Eingesperrt sein. Aber da ich zu Besuch war, kam mir das nicht seltsam vor.
Aber seit 2017, als ich mein Abenteuer als Pflegehelferin begann, lernte ich die Traditionen und Bräuche der Weihnachtsfeiertage hier kennen. Am Anfang war es ein bisschen schockierend, weil ich nicht an die hier üblichen Feste wie den Advent, die Weihnachtsmärkte usw. gewöhnt war.
Im Laufe der Zeit verglich ich einige Feste, die denen in meiner Kultur ähnelten, da der Weihnachtstag auch in der Schweiz ein wichtiges Familienfest ist. Christkind, Samichlaus Weihnachtsguetzli, Adventsfenster! Was wäre Weihnachten ohne den Duft von frisch gebackenen Plätzchen aller Art und Form, den Geruch von Zimt, Nelken, Fruchtpunsch und Glühwein.
Schweizer Weihnachtsessen: ich habe viele Leute gefragt und mir wurde gesagt, dass es so etwas wie ein traditionelles Schweizer Weihnachtsessen nicht gibt. Jede Familie hat ihre eigenen Bräuche. Es gibt auch einige, die in einem fremden Stil feiern.
Wie erlebe ich Weihnachten bei der Arbeit?
Die Bewohnerinnen und Bewohner an meinem Arbeitsplatz erleben Weihnachten mit Freude, der Samichlaus kommt sie besuchen, sie essen viele Mandarinen, Erdnüsse, Lebkuchen, das ganze Haus ist mit verschiedenen Adventsfenstern geschmückt, deren Dekoration sie mit Hilfe der Aktivierungstherapeutin und Freiwilligen selbst gebastelt haben.
Außerdem stellen sie gerne einen Adventskranz mit batteriebetriebenen Kerzen auf, den sie oft selbst herstellen, manchmal bringen ihre Verwandten etwas mit und auch die Weihnachtsdekoration in ihren Zimmern ist schön. Von einem kleinen Weihnachtsbaum mit Batteriebeleuchtung bis hin zu einer kompletten Krippe mit fein gearbeiteten, eigenen Figuren.
Vom 24. bis 26. Dezember sind die Speisesäle schön hergerichtet, die Tische stehen bereit, um die Verwandten zu empfangen, die tagsüber kommen, um mit ihnen zu essen und sie zu besuchen. Am Abend des 24. findet ein Gottesdienst statt, zu dem auch die Angehörigen herzlich eingeladen sind.
Die Ruhe, die Schönheit des Feierns mit der Familie und die Zeit, die man mit den Angehörigen verbringt, erinnern uns an die wahre Bedeutung von Weihnachten. Und das erinnert mich sehr an meine eigenen Traditionen.
Aus irgendeinem Grund habe ich an den Weihnachtstagen immer gerne gearbeitet, ich habe die Tradition, an Weihnachten zu Hause zu sein hinter mir gelassen. Ich vermisse es, aber ich habe mich daran gewöhnt, die wahre Bedeutung von Weihnachten von meiner christlichen Seite aus zu sehen. Bei einigen Bewohnern habe ich gelernt, dass es an Weihnachten nicht nur darum geht, viele Geschenke zu besorgen und sich zum Essen zusammenzusetzen. Jenseits der Gaben geht es darum, den geistigen Teil unseres Körpers zu nähren und für den Segen zu danken, welchen wir während des vergangenen Jahres erhalten haben. Weihnachten bedeutet, Christus in unser Herz aufzunehmen und die Botschaft zu spüren, die er uns auf den Weg bringen will. Es ist ein Fest zum Gedenken an die Geburt des Messias, des Sohnes Gottes, unseres Erlösers. Dass wir die Geburt Jesu feiern und was man tun kann, um die Gegenwart Jesu in seinem Haus zu spüren.
Möge Weihnachten eine Zeit sein, in der wir unserer Familie, der Kirche und unseren Nachbarn näher kommen, indem wir zeigen, dass Weihnachten bedeutet, unsere Herzen und die Herzen der anderen zu erfreuen.
Suyen Largaespada Valle